Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung wurde die Evaluierung der Aufnahmeverfahren nach § 71b, § 71c und § 71d UG an den öffentlichen Universitäten vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführt. § 143 Abs 42 UG sieht vor, dass die/der Bundesminister*in „die Auswirkungen der Zugangsregelungen in Zusammenarbeit mit den Universitäten zu evaluieren und dem Nationalrat spätestens im Dezember 2020 einen Bericht über das Ergebnis der Evaluierung vorzulegen“ hat; „Schwerpunkt der Evaluierung ist die Zusammensetzung der Studienwerberinnen und -werber bzw. der Studierenden sowie jener Personen, die sich für ein Aufnahme- oder Auswahlverfahren angemeldet haben, aber die nicht zur Prüfung erschienen sind, in sozialer und kultureller Hinsicht sowie nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit.“

Die evaluierungsleitenden Fragestellungen ergaben sich aus der vorgenannten gesetzlichen Grundlage und lauteten wie folgt:

1. Wie sahen die Ausgestaltung der gesetzlichen Grundlagen und die
tatsächliche Implementierung in den jeweiligen Studien bzw. Studienjahren aus?
2. Wie viele bzw. welche StudienwerberInnen sind im Aufnahmeverfahren (nicht) erfolgreich?
3. Wie wirken sich Aufnahmeverfahren auf die Anzahl und die Zusammensetzung der StudienanfängerInnen aus?
4. Wie wirken sich Aufnahmeverfahren auf den Studienerfolg bzw. auf
die Zusammensetzung der AbsolventInnen aus?
5. Wie wirken sich Aufnahmeverfahren im universitären System auf andere Studien und auf die Betreuungsrelationen aus?

Der Projektbericht wurde Ende Dezember 2020 auf der Homepage des Parlaments veröffentlicht und ist in voller Länge öffentlich einsehbar: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/III/III_00217/imfname_858359.pdf

Hier ein paar der bemerkenswertesten Ergebnisse (zusammengefasst von Studienmitautorin Bianca Thaler auf Twitter:

  • Alter bei Studienbeginn: „Rückgang des Durchschnittsalters in fast allen Studien, auch bei Aufnahmeverfahren ohne (selektiven) Test. Auch in Studien ohne Aufnahmeverfahren ist das Durchschnittsalter in den letzten Jahren gesunken, aber der Effekt ist in Fächern mit Aufnahmerverfahren deutlich stärker.“
  • Anzahl der Abschlüsse: „Aufgrund des z.T. deutlichen Rückgangs der begonnenen Studien liegt die Anzahl der Abschlüsse aus den Beginnkohorten mit Aufnahmeverfahren in vielen Fächern unterhalb jener der Beginnkohorten vor Aufnahmeverfahren.“
  • Fazit: „Aufnahmeverfahren lassen sich nicht einfach mit „gut“ oder „schlecht“ bewerten, sondern bringen Trade-Off mit sich: stark selektive Aufnahemverfahren erhöhen Erfolgsquote, aber verringern soziodemografische Durchmischung“